Natürlich gut – oder lieber chemisch rein?
Viele Menschen stehen beim Einkauf von Lebensmitteln, Kosmetik oder Haushaltsmitteln immer wieder vor der gleichen Frage: Ist dieses Produkt natürlich oder chemisch? Dabei schwingt oft ein Gefühl mit: „Natürlich“ klingt sanft, gesund, vertrauenswürdig. „Chemisch“ dagegen wirkt auf viele wie künstlich, verarbeitet oder sogar bedenklich.
Doch diese Einteilung greift viel zu kurz – und führt uns oft auf die falsche Fährte.
Chemie ist überall – auch in uns
Der Begriff „Chemie“ beschreibt nichts anderes als die Lehre von Stoffen und ihren Veränderungen. Jede Veränderung eines Stoffes – ob in der Natur, im Labor oder sogar im menschlichen Körper – ist ein chemischer Prozess.
Unser Körper atmet, verdaut, heilt – alles auf Basis komplexer chemischer Reaktionen. Auch beim Kochen zeigt sich Chemie ganz alltagsnah: Wenn ein Ei in der Pfanne stockt und von flüssig zu fest wird, ist das ein rein chemischer Vorgang. Trotzdem ist es immer noch ein Ei – nur eben in neuer Form.

Chemie ahmt die Natur nach – und macht sie zugänglich
Viele Stoffe, die wir als „natürlich“ wahrnehmen, entstehen in der Natur über Jahrtausende hinweg. Dank chemischer Verfahren können wir diese Prozesse gezielt nachbilden – schneller, sauberer und kontrollierter. Das macht viele Rohstoffe erst in größerem Umfang nutzbar.
Ein anschauliches Beispiel: Natron. In der Natur bildet es sich durch vulkanische Aktivität und Wasserdampf – ein sehr langwieriger Prozess. In der Industrie wird dieser Vorgang mithilfe des Solvay-Verfahrens nachgeahmt. Das Ergebnis ist hochreines Natron, frei von Verunreinigungen und identisch mit dem natürlichen Pendant.
Wenn Pflanzenfett und Natronlauge zu Seife werden
Auch Produkte wie Kernseife zeigen eindrucksvoll, wie aus einfachen, natürlichen Zutaten mithilfe chemischer Prozesse etwas Neues entsteht. Hier wird Pflanzenfett mit Natronlauge vermischt. Die Reaktion – Verseifung genannt – lässt eine Seifenlösung entstehen, die nach dem Aushärten zur Kernseife wird. Natürlich, wirkungsvoll, traditionsreich – und chemisch.
Magnesium: Ein natürliches Element mit chemischer Gewinnung
Ein weiteres Beispiel: die Gewinnung von Magnesium. Dabei wird Wasser tief in die Erde geleitet, um dort natürlich vorkommende Magnesiumsalze zu lösen. Anschließend wird das Wasser verdampft – das reine Magnesium bleibt zurück. Ein Vorgang, der zwar chemisch gesteuert ist, aber dennoch zu einem natürlichen Produkt führt.
Natürlich und chemisch schließen sich nicht aus – im Gegenteil
Der Gegensatz zwischen „natürlich“ und „chemisch“ existiert oft nur in unseren Köpfen. In Wahrheit arbeitet die moderne Chemie nicht gegen die Natur, sondern mit ihr – sie macht natürliche Vorgänge nachvollziehbar, sicher und zugänglich. Und sie hilft uns, wertvolle Ressourcen effizient und sauber zu nutzen.
Ob bei der Herstellung von Seife, der Gewinnung von Mineralstoffen oder der Zubereitung unserer Mahlzeiten: Chemie steckt überall – auch dort, wo wir sie längst als selbstverständlich betrachten.
Fazit: Vertrauen statt Vorurteil
Produkte, die mithilfe chemischer Verfahren entstehen, können ebenso natürlich, rein und verträglich sein wie traditionell gewonnene Alternativen. Entscheidend ist nicht die Frage „chemisch oder natürlich“, sondern: Wie transparent, verantwortungsvoll und hochwertig ist das Produkt hergestellt?
Wer die Prozesse dahinter versteht, trifft bewusster Entscheidungen – mit einem sicheren Gefühl.
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